Medizinische FAQ
Die komplexe Neurorehabilitation, die im ADELI Medical Center durchgeführt wird, wird oft als „ADELI-Therapie“ bezeichnet. Was steckt hinter dem Konzept der sogenannten repetitiven Neurorehabilitation?
Die Neurorehabilitation im ADELI Medical Center basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen der modernsten, neurologischen Forschung. Im Rahmen des Rehabilitationsprogramms werden, gemäß der staatlichen Lizenzen des Instituts, anerkannte, medizinische Leistungen erbracht. Die angebotenen Behandlungen werden manchmal mit den Begriffen „ADELI-Therapie“, „ADELI-Behandlung“ oder „ADELI-Methode“ abgekürzt – was jedoch irreführend ist, weil es keine ADELI-Therapie oder –Methode gibt. Der Behandlungsmix besteht aus rund zwölf verschiedenen Therapieangeboten: von Neurophysiologie und hyperbarer Sauerstofftherapie über Kryo-Kontrastanwendung, Logopädie sowie Magnet- und Elektrostimulation bis hin zu Physiotherapie, propriozeptiver Stimulation und Vibrationstherapie.
Bei welchen Diagnosen ist das ADELI-Programm sehr gut geeignet?
Ein Haupt-Schwerpunkt im ADELI Medical Center ist die Neurorehabilitation von Kindern – vor allem nach geburtstraumatischen Schädigungen sowie Hirnschäden im frühen Kindesalter. Je früher neurologische Ausfälle behandelt werden, desto besser kann die Plastizität des kindlichen Gehirns genützt werden. Das BabyMed Programm der Früherkennung und -Rehabilitation im ADELI Medical Center eignet sich besonders für Säuglinge und Kleinkinder zwischen sechs und 24 Monaten. In diesem Alter ist zwar oft noch keine Diagnose möglich, aber Entwicklungsverzögerungen können festgestellt werden. Für Kinder ab zwei Jahren gibt es die klassischen Therapien. Durch spezielle Rehabilitationsmaßnahmen kann eine schwere zukünftige Behinderung vermieden oder stark vermindert werden.
Folgende kinderneurologische Erkrankungen werden behandelt: Spastische Kinderlähmung, Infantile Zerebralparese, angeborene und erworbene Lähmungen, Spina Bifida, Schädel-Hirn-Verletzungen sowie Folgezustände nach juvenilen Schlaganfall, Sauerstoffmangel oder Meningitis und Enzephalitis. Das primäre Ziel der Kinderneurorehabilitation ist es, eine schwere zukünftige Behinderung zu vermeiden und eine möglichst normale physiologische Entwicklung zu fördern.
Die klassische Neurorehabilitation im ADELI Medical Center zielt auf die Behandlung verschiedenster neurologischer Erkrankungen ab: von Schädigungen nach Schädel-Hirn-Trauma, Schlaganfall oder Hirnblutung über Verletzungen des Rückenmarks und periphere Nervenverletzungen bis zu Polyneuropathien und Zerebralparese im Residualstadium. Die Therapiekombination eignet sich unter Umständen auch für die Behandlung von Patienten und Patientinnen mit apallischem Syndrom im Remissionsstadium sowie für die Behandlung des Locked-In-Syndroms.
Beim Erstellen des Therapieprogramms wird konsequent auf alle Defizite der Betroffenen eingegangen. Neurologische Patientinnen und Patienten haben oftmals mehrfache sekundäre und tertiäre Störungen: etwa Spastiken, Kontrakturen, Sprachstörungen, Epilepsien oder Skoliosen. Durch eine interdisziplinäre Behandlungskombination können neurologische Defizite ganzheitlich und effektiv behandelt werden. Die zentralen Ziele des intensiven Rehabilitationsprogramms sind: die Selbstständigkeit und Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu steigern sowie sie wieder in das soziale Leben und später einmal in den Beruf einzugliedern.
Das innovative Therapieprogramm, dessen Behandlungen größtenteils aus der Raumfahrtmedizin stammen, wurde unter der Leitung von Univ. Prof. Franz Gerstenbrand gemeinsam mit Ärzten des ADELI Medical Center entwickelt. Aus welchen spezifischen Behandlungen besteht die Therapiekombination?
Das spezifische Behandlungsprogramm ist abhängig von der Anamnese und der Diagnose der Patientin oder des Patienten sowie von dem Gesundheitszustand und den Entwicklungsmöglichkeiten. Es inkludiert feste und variable Therapiebestandteile und folgt einem multidisziplinären Zugang mit folgenden Schwerpunkten: Neurologie, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Magnet- und Elektrostimulation sowie Krankengymnastik.
Kernstück der Behandlungen im ADELI Medical Center sind Therapien, die aus der Weltraummedizin stammen. Dazu zählt das Training in simulierter Hyper- und Hypogravitation, wobei das zentrale Nervensystem stimuliert wird. Außerdem kommt im Rehabilitationsprogramm eine Vibrationstherapie zum Einsatz, die ursprünglich zur Vermeidung von Osteoporose und Muskelabbau für Raumfahrer entwickelt wurde. Zusätzlich zu den adaptierten Weltraum-Therapiemethoden wird die hyperbare Sauerstoff-Therapie (HBO-Therapie) ins Rehabilitationsprogramm eingebunden.
Das intensive Rehabilitationsprogramm beinhaltet zusätzlich Manual-, Heilschlamm- und Reflextherapie sowie therapeutische Ganzkörpermassagen. Mit Akupunktur, Wärme- und Kältepackungen (im Rahmen von Thermo-Kryo-Kontrastanwendungen) wird die Muskulatur gelockert, bevor das Behandlungsprogramm beginnt.
Die Rehabilitation stützt sich auf eine gründliche Untersuchung der neurologischen Ausfälle und deren Ursachen. Bewertet wird die Art des Schadens im Gehirn, Rückenmark und peripheren Nervensystem. Für jede Patientin und jeden Patienten wird ein individuelles Rehabilitationsprogramm erstellt. Die durchschnittliche Dauer dieses Programms beträgt bis zu 30 Stunden pro Woche. Jedes Therapeutenteam arbeitet unter der Leitung eines mit allen Details vertrauten Arztes.
Zusätzlich zu den adaptierten Therapiemethoden aus der Raumfahrtmedizin wird die hyperbare Sauerstoff-Therapie (HBO-Therapie) in das ADELI-Rehabilitationsprogramm eingebunden. Wie funktioniert diese und welche Ergebnisse werden erzielt?
Das ADELI Medical Center verfügt über eine neu eingerichtete Abteilung für hyperbare Sauerstofftherapie (HBOT). Der Erfolg dieser Behandlungsmethode ist durch zahlreiche Forschungsprojekte, vor allem in den USA, belegt. Nach der erfolgreichen Anwendung in der Intensivmedizin wird dieses Verfahren nun auch in der Neurorehabilitation im ADELI Medical Center angewendet. Die Therapie wirkt bei länger bestehenden neurologischen Erkrankungen. Bei Schäden durch Hirnverletzung, Schlaganfall oder Zerebralparese werden teilgeschädigte Hirnareale revitalisiert.
Während der hyperbaren Sauerstofftherapie wird unter Überdruck hundertprozentiger Sauerstoff bei einem Druck von 0,7 bis 1,3 Bar eingeatmet. Dadurch steigt der Sauerstoffgehalt im Körper auf das bis zu 25-fache an. Die Folge: Intakte, aber inaktive Zellen (sogenannte schlafende Neuronen oder „idling neurons“) im zentralen Nervensystem werden reaktiviert. Das steigert die Grundfunktion der motorischen Zentren im Gehirn. Durch ein darauffolgendes, systematisches Training kann das zentrale Nervensystem bereits verlorengegangene Bewegungsabläufe erlernen.
Für das ADELI Medical Center wurde eigens eine hochmoderne Druckkammer hergestellt mit Platz für bis zu zwölf Personen sowie zwei speziell ausgebildete medizinische Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter. Die Kammer ist auf dem neuesten Stand der Technik und ermöglicht neben der optimalen Behandlung, eine laufende Beobachtung durch besonders geschultes technisches und medizinisches Personal sowie zusätzliche Computerüberwachung. Die Sitzungen in der hyperbaren Sauerstoffkammer dauern in der Regel zwischen 60 und 120 Minuten.
Was bringt es, die Ansätze der propriozeptiven Stimulation und der hyperbaren Sauerstofftherapie zu verbinden?
Das effektive Therapieprogramm des ADELI Medical Centers setzt spezielle Geräte und Verfahren ein, die aus der Raumfahrtmedizin stammen. Entwickelt wurden die Anwendungen von Forschern in Österreich, Deutschland, Russland und den USA, um Schädigungen an den Nerven- und Muskelsystemen der Raumfahrer zu vermeiden. Diese Schäden entstehen durch Bewegungsmangel und Schwerelosigkeit. Besondere Wirksamkeit haben die speziellen Übungen mit simulierter Gravitation in Belastungs- und Entlastungsanzügen aus der russischen Weltraummedizin. Aus der deutschen und österreichischen Raumfahrtneurologie kommen die Fußsohlenstimulation und die Vibrationstherapie, die einen wichtigen Beitrag zum Erfolg der Behandlung leisten.
Das sogenannte funktionelle Antigravitationssystem des Menschen ist fest in das Nervensystem integriert. Dieses Programm regelt jede Bewegung in Reaktion auf die ständig wirkende Erdanziehungskraft – insbesondere die Kopf- und Rumpfkontrolle sowie die Stütz- und Bewegungsfunktionen der Beine. Bei vielen Patientinnen und Patienten ist das Antigravitationssystem von Geburt an unterentwickelt oder nach einer Hirnverletzung beschädigt. Besonders betroffen sind Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer, bettlägerige Personen sowie Menschen mit Gehbehinderungen oder Gleichgewichtsstörungen.
Die adaptierten Weltraum-Therapiemethoden werden mit der hyperbaren Sauerstoff-Therapie verbunden. Durch das Einatmen von reinem Sauerstoff, steigt der Sauerstoffgehalt im Körper stark an und schlafende Neuronen („idling neurons“) im zentralen Nervensystem werden reaktiviert. Das steigert die Grundfunktion der motorischen Zentren im Gehirn. Wichtig ist, dass die neuen Gehirnkapazitäten sofort nach ihrer Aktivierung entsprechend gefördert werden: Die intensive propriozeptive Stimulation im ADELI Medical Center ist eine bewährte Methode, um die richtigen Bewegungen wieder zu erlernen und möglichst selbständig ausführen zu können. Im Rahmen des umfangreichen Therapieprogramms werden das Bewegungssystem und auch die höheren Hirnleistungen täglich mehrere Stunden von therapieerfahrenen Physiotherapeuten trainiert.
Was geschieht bei der Stimulation auf neuronaler Ebene?
Die Propriozeption bezeichnet das permanente Körpergefühl und das laufende Wahrnehmen der Bewegungen des eigenen Körpers. Sie ist der ständige Informationsfluss vom Körper an das Gehirn. Das Gehirn empfängt und speichert diese Mitteilungen laufend. Es lernt dadurch, die Kräfte des Körpers bei jeder Bewegung richtig einzusetzen – etwa beim Aufstehen, Gehen, Essen, Greifen oder Sprechen.
Wenn das Gehirn durch einen Schaden im zentralen Nervensystem falsche Signale an den Köper sendet, dann kann sich das in mangelnder Körperkontrolle sowie in Bewegungs- und Sprachstörungen zeigen. Das Nervensystem meldet ständig fehlerhafte Informationen zurück an das Gehirn. Das Gehirn wiederum versucht aus den verfälschten Signalen zu lernen. Diese fehlerhafte Wahrnehmungsverarbeitung wird pathologische Propriozeption genannt.
Das ADELI Medical Center durchbricht diesen Kreislauf mit einer Reihe von Therapiemaßnahmen. Die Effekte des Behandlungsprogramms: Die gesunde physiologische Propriozeption wird angeregt und das Gehirn mit den richtigen Informationen versorgt. Im Vergleich zu der weit verbreiteten motorischen Rehabilitation hat die propriozeptive Stimulation eine tiefgehende Wirkung bei der Behandlung von neurologischen Defiziten. Die Propriozeption regt das Nervensystem direkt dort an, wo der Schaden entstanden ist. Dadurch wird eine bessere Grundlage für eine erfolgreiche Rehabilitation geschaffen.
Sie haben eine Studie zu den Behandlungserfolgen des ADELI Neurorehabilitations-Programms bei Infantiler Zerebralparese (IZP) durchgeführt. Welche Ergebnisse zeigte die Untersuchung?
Ein Schwerpunkt der Neurorehabilitation im ADELI Medical Center ist die Behandlung der Folgen von Infantiler Zerebralparese (IZP). Eine Studie (1) zeigt die Wirksamkeit des speziellen Behandlungsprogramms bei Patientinnen und Patienten mit Diagnose IZP. Laut ausgewerteten Daten hat sich bei allen Probanden die bereits chronisch gestörte Motorik nachweislich verbessert: Bei 95 Prozent der behandelten Patientinnen und Patienten ergab sich durch die propriozeptive Stimulation eine Verbesserung.
Für die Studie wurden die Daten von hundert Personen mit IZP ausgewertet, die zwischen Anfang 2008 und Anfang 2011 im ADELI Medical Center in Pieštany behandelt worden waren. Eine Behandlungsphase umfasste drei Wochen. Bei allen Patientinnen und Patienten lag ein deutliches motorisches Defizit vor. Auffallend waren eine Spastizität der unteren Extremitäten sowie spastische Symptome im Bereich der Arme.
Das Behandlungsprogramm des ADELI Medical Centers wurde nach dem international etablierten „Gross Motor Function Measure-88 System“ (GMFM-88) bewertet. Bei allen Patientinnen und Patienten wurde eine Gesamtbesserung in allen fünf Testkategorien festgestellt. Geprüft wurden Fortschritte in Liegen und Rollen (Kategorie I), Sitzposition (Kategorie II), Haltung auf allen Vieren und Krabbeln (Kategorie III), Stehen (Kategorie IV) und Gehen, Laufen und Springen (Kategorie V). Die Störungen beim Gehen, Laufen und Springen hatten sich weniger gebessert. In den Kategorien Sitzen und Liegen war die Entwicklung günstiger. Bei keiner einzigen Patientin oder Patienten ist eine Verschlechterung der motorischen Störungen in einer der fünf Kategorien eingetreten.
Literatur:
Kunz A, Golaszewski S, Hrdy J, Gerstenbrand F.
Die Behandlung der Infantilen Zerebralparese mit einem speziellen Neurorehabilitationsprogramm.
Bericht über 100 Patienten analysiert mit dem Gross Motor Function Measure.
Prävention & Rehabilitation 2013; 25 (3). DOI:10.5414/PRX00442
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